Ein Projekt mit Blockflöten? Was mag das sein, fragen Sie sich sicher. Noch nie etwas davon gehört? Dann wird es Zeit!


Begonnen hat alles im Jahr 2007. Mohani Poulet, Lehrerin für Blockflöte an der Kreismusikschule Rhein-Hunsrück und an der Musikschule der Stadt Koblenz, machte mir einen interessanten Vorschlag.

Ein Blockflötenorchester muss her!

Um interessierten Kindern und Erwachsenen die Möglichkeit zu bieten, in einem großen Blockflötenorchester zu spielen, fehlt es den drei Musikschulen alleine an Kapazität – also sollte man sich zusammenfinden, um gemeinsam in einem 3-tägigen Projekt Ensemblemusik einzustudieren.
Die Idee begeisterte mich dirkekt. Wer aber schon einmal ein Projekt mit Kindern auf die Beine gestellt hat, weiß, dass es doch etliche Hürden zu nehmen gilt. Wie sieht die Finanzierung aus? Wo soll das Projekt stattfinden? Welche Zielgruppe sprechen wir an? Welche Literatur ist geeignet? ...


Es war klar, dass ohne offizielle Hilfe eine Realisierung kaum möglich ist. Unterstützung fanden wir bei den Leitern der Kreismusikschulen Rhein-Lahn und Rhein-Hunsrück und der Städtischen Musikschule Koblenz. Sie gaben ideelle und auch finanzielle Unterstützung. Des Weiteren halfen die Förderkreise der erstgenannten beiden Musikschulen indem sie die jugendlichen Teilnehmenden, sofern sie einer der beiden Schulen angehörten, einen Zuschuss für die Kosten gewährten und die Unterbringung der Lehrer finanzierten. Von Anfang an arbeiteten Mohani Poulet und ich ehrenamtlich. So konnten die Kosten für Unterkunft und Verpflegung sehr niedrig gehalten werden.


Ein Veranstaltungsort war auch bald gefunden. Mohani Poulet kümmerte sich damals wie heute um die Organisation der Unterkunft. Das erste Projekt sollte in der Jugendherberge Montabaur stattfinden. Dass fast 50 Kinder und Erwachsene teilnehmen werden, ahnten die Initiatoren damals noch nicht, und es war dann auch recht eng in Montabaur. So wurde das Haus Wasserburg in Vallendar in den darauf folgenden Jahren der Hauptveranstaltungsort.

Zielgruppe waren und sind Schülerinnen und Schüler ab 9 Jahren, sofern sie ihre Stimmen bis zum Projektbeginn gut bewältigen konnten und natürlich auch Erwachsene. Zwei weitere Kolleginnen, Diane Boß und Ilka Jacobs (KMS Rhein-Hunsrück) unterstützen uns einige Male ebenfalls ehrenamtlich.

Nun ging es darum, die geeignete Literatur zu finden. Das ist aus mehreren Gründen nicht einfach. 9-jährige sollten die Stücke spielen können und Fortgeschrittene sollten nicht unterfordert werden. Die Kosten für die Literatur durften nicht in die Höhe schnellen, was schnell passiert, da manche Werke nur als Partitur mit einem einzigen Stimmensatz erhältlich sind. Schnell wären die Kosten pro Teilnehmer/-in alleine für die Literatur auf 100,- € angestiegen – das wäre nicht realisierbar gewesen.
Auf moderne Literatur, die nun mal dem Urheberrechtsschutz unterliegt zu verzichten, war auch keine Option.
So suchten wir urheberrechtsfreie Werke, die ich allerding noch arrangieren musste, was viel Arbeit bedeutete. So wurden u.a. 8-stimmige Werke von Gabrieli, Frescobaldi, Viadana u.a. in all den Jahren erstellt und aufgeführt. Diese Werke stehen auch heute noch zum kostenlosern Download auf meiner Homepage
"http://noten.kuhnen-musik.de".

Ein oder zwei moderne Werke mussten die Teilnehmer dann noch selbst erwerben. Ein ständiger Begleiter durch fast alle Projekte waren da die einfallsreichen und dennoch leicht zu bewältigenden Stücke von Allan Rosenheck (1938 - 2018), einem amerikanisch-schweizerischen Komponisten. Seine poppig-jazzigen Stücke fordern von allen Stimmen Aufmerksamkeit.


Mit der Zeit erwies sich das lange Fronleichnam-Wochenende als die ideale Zeit für das Projekt. Am Morgen waren dann auch alle da, die Zimmer wurden schnell bezogen und kurz darauf traf man sich zu ersten Probe. Unterbrochen von der Mittagspause und kleinen Pausen dauerten die Probe pro Tag etwa 6 Zeitstunden, ein hartes Stück Arbeit, bei dem die Jüngsten aber auch mal wegbleiben konnten. Sonst wäre es zuviel für sie geworden.
Nach dem Abendessen trafen sich dann die Fortgeschrittenen. Sie übten anspruchsvollere Werke ein. So wurden moderne Werke von Matthias Maute, Björn Hagvall, Paul Leenhouts und alte Werke von Purcell, Schein u.a. gespielt.

Die Projekte schlossen immer mit einem Teilnehmerkonzert. Hier wurden die erarbeiteten Werke den Eltern und allen Interessierten präsentiert.


Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass diese Blockflötenprojekte noch lange nachhallen. Wann hat man schon sonst die Gelegenheit altersübergreifend mit vielen anderen gemeinsam zu lernen?

Mohani Poulet und ich hoffen noch viele Projekte leiten zu dürfen. Wir freuen uns auf Anmeldungen und Anregungen auch von Blockflötenspielerinnen und -spielern außerhalb unserer Musikschulen.