Einige Informationen für Eltern

Immer noch hat sie den Ruf eines Anfängerinstrumentes. Der Grund für ihren schlechten Ruf ist in ihrer Verwendung als Notenlernhilfe in den Grundschulen zu finden. Die meisten Erwachsenen erinnern sich sicher mit Grauen an das Spielen von Kinderliedern in Gruppen von mehr als 20 Kindern. Um nicht missverstanden zu werden: Nicht wenige Lehrer an Grundschulen erzielen dennoch recht gute Ergebnisse. Dennoch bleibt kaum jemand nach der Grundschulzeit bei der Blockflöte. Abgesehen von Einsätzen unterm Weihnachtsbaum war dies dann die einzige Erfahrung mit diesem Instrument, welches ja nur ein Einstiegsinstrument sein sollte um später auf ein "richtiges" Instrument zu wechseln.

Dabei war die Blockflöte vom Mittelalter bis zum Spätbarock als virtuoses Solo- und Ensembleinstument neben Streich- und Tasteninstrumenten in Gebrauch. Der Komponist und Musikwissenschaftler Michael Prätorius zählt in seinem "Syntagma musicum" (1619 erschienen) alleine acht Typen von Blockflöten auf.

Abb. 1: "Le Concert champêtre"

(Abb. 1: "Le Concert champêtre", Italienische Schule, 16. Jh., Hôtel Lallemant, Bourges)

Eine einzigartige Blütezeit erlebte die Blockflöte aber im Barock. Händel, Telemann, Vivaldi, Hotteterre, Paisible und viele andere schrieben anspruchsvolle Werke für sie. Der Spieler muss bei diesen Kompositionen nicht nur große Finger- und Artikulationsfertigkeiten vorweisen, sondern muss mit vielen Tricks den Ton gestalten und langsame Sätze geschmackvoll verzieren können. In der Zeit von 1750 bis etwa 1920 war sie leider dem Zeitgeschmack zum Opfer gefallen. Man findet sie da fast nur noch in der Volksmusik.

Seit 1920 widmeten sich Komponisten wieder diesem Instrument. Hindemith war einer der ersten, ab den 70-er Jahren kamen dann Luciano Berio, Louis Andriessen, Karl-Heinz Stockhausen und viele andere dazu. Die neu entstandenen Werke weisen zum Teil einen erheblichen Schwierigkeitsgrad auf, den nur professionelle Musiker bewältigen können.

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Bis diese Fähigkeiten erlangt werden, vergehen ebenso viele Jahre, wie beim Erlernen der Violine oder eines anderen Instrumentes. Erfreulicherweise findet sich aber auch leichtere Literatur mit einer außergewöhnlichen Stilbandbreite. Vom Pop bis zum Jazz, Folklore aus vielen Ländern, Musik für Kinder und ernste Musik - kein Bereich bleibt da außer Acht.

In den beiden Musikschulen, in denen ich arbeite, wird die Blockflöte zunächst in kleinen Gruppen unterrichtet. Gruppenunterricht erwies sich in der Vergangenheit als sehr effektiv für den Anfang und vorteilhaft für die Lernmotivation von Kindern. Einzelunterricht ist später durchaus möglich und wünschenswert.

Kinder ab 6 Jahren beginnen mit der Sopranblockflöte, da sie für die kleinen Hände der Kinder am besten geeignet ist. Im Unterricht steht das Erlernen der Griffweise hier noch im Vordergrund. Aber schon bald wird das Augenmerk auf die Intonation, die Tongebung und die Artikulation gelenkt, um eine gute Basis für musikalische Gestaltung zu schaffen. So lernen die Kinder, wie man fröhliche und traurige Musik, wie man Tänze und wie man Abendlieder spielt. In diesem Stadium ist eine tägliche Übezeit von mindestens 20 Minuten notwendig. Nach etwa 3 oder 4 Jahren kann dann zur Altblockflöte gewechselt werden. Sie ist das am meisten verwendetet Instrument der Blockflötenfamilie. Für das Ensemblespiel werden allmählich auch die größeren Blockflötentypen, die Tenor- und Bassblockflöte eingeführt.

Die wichtigsten Instrumente der Blockflötenfamilie erschließen sich also nach und nach dem Spieler und liefern die Grundlagen, tiefer in die Vielfalt dieser Instrumentengattung einzudringen.

Die tägliche Übezeit wird sich nun jedoch deutlich steigern müssen. Im Unterricht spielt nun zunehmend mehr der Ausbau der Fingertechnik, der Artikulation und ganz besonders der Klangvostellung eine Rolle damit das eigentliche Ziel, die Werke angemessen interpretieren und sich selbst, besonders aber die Zuhörer verzaubern zu können, erreicht werden kann.