Für alle, die noch den Atem anhalten wegen des Artikels über die Kunststoffblockflöten, aber möglicherweise auch um meiner Eitelkeit nachzugeben, mache ich hier einige Anmerkungen zu meinen Lieblingsflöten.



Zu den Blockflöten von Hans Schimmel

Fünf Blockflöten sind von Hans Schimmel, der leider seit einigen Jahren nicht mehr baut und zur Zeit scheinbar vom Erdboden verschwunden ist. Mit Ausnahme der Voiceflute sind alle meine "Schimmel-Flöten" wirklich schwierige Instrumente. Es hat mit Ausnahme der Voiceflute Jahre gedauert, bis sie richtig eingespielt waren. Meine Geduld wurde dabei auf eine harte Probe gestellt. Aber es hat sich gelohnt. Der Lohn für die Mühe ist ein außergewöhnlicher, charakteristischer Klang, es sind wirklich keine Standardinstrumente und nicht für jede Blockflötenmusik geeignet.

Mit der Ganassi-Flöte war ich lange sehr unglücklich. Nun hat sie Guido M. Klemisch, bei dem Hans Schimmel u.a. gelernt hat, überarbeitet, und zwar zu meiner vollen Zufriedenheit. Jetzt klingt sie zum ersten mal so, wie es sein soll.

Die Bressan-Flöte kann man recht universell einsetzen. Ihr klarer Klang ist sehr flexibel. Dieses Instrument lädt gewissermaßen zu Klangspielen, Mesa di voce, Vibrato und Flattement ein.

Der Klang der Debey-Flöte ist unterscheidet sich stark von der Bressan. Mit Vibrato muss man hier sehr vorsichtig sein. Ihr Klang strömt dafür mehr Ruhe und Wärme aus. Auch wenn es keine Kopie eines französischen Instrumentes ist, Debey war Niederländer, ist sie für französische Musik sehr geeignet. Hotteterres Suiten klingen einfach wunderbar damit.

Ein ungewöhnliches, leicht "kratzendes" Timbre zeichnet die Anciuti-Flöte aus. Das Original hat eine Stimmhöhe von etwa 435Hz, weicht also nur geringfügig von meiner Kopie ab (440Hz). Sie wurde schon zweimal von Joachim Rohmer überarbeitet, aber das zu weiche Holz (Maracaibo-Buchsbaum) verändert sich leider sehr schnell. Kalle Belz hat es nun geschafft, die Flöte ist besser denn je. Seit dem lasse ich alle meine Blockflöte bei ihm überarbeiten. Besser kann das keiner!

Die Krone der Schimmel-Flöten gebührt aber der Voiceflute. Viele Blockflötisten benutzen die Voiceflute als Alternative zur Traversflöte. Ohne Transposition lassen sich so Originalkompositionen für Flöte spielen. Meine Voiceflute ist dafür allerdings nur bedingt geeignet. Ihr Klang ist eher an Tenorblockflöten angelehnt als an Altblockflöten. Sie klingt etwas rau und erinnert eher an eine Gambe als an eine Flöte. Das macht sie aber auch sehr geeignet für französische Musik. Couperins "Concerts Royaux" und "Les Goûts réunis" klingen hiermit sehr überzeugend. Mein Lieblingswerk ist aber die Suite Nr.4 e-Moll von Mathew Locke. Die meisten Blockflötisten spielen diese Musik, die eigentlich für Gambe komponiert wurde, merkwürdigerweise mit einer Diskantblockflöte.

Altblockflöte nach Bizey von Pieter van der Poel

Einen lang gehegten Wunsch habe ich mir mit dem Kauf der Bizey-Flöte erfüllt. Sie ist in französischer Stimmung gebaut, also einen Ganzton tiefer als die moderne Stimmung. Der Klang ist einzigartig, wenn man diese Flöte leider auch kaum einsetzen kann. Wer hat schon ein Cembalo mit a=392 Hz oder eine solche Flöte. Ich muss also auf Solostücke zurückgreifen. Hotteterres Preludes sind da genau das Richtige. Wenn ich auf diesem Instrument spiele, erwachen in mir Assoziationen von sehr gutem französischen Rotwein und einem guten Essen.

Altblockflöten von Joachim Rohmer

Joachim Rohmer habe ich bei den "Tagen Alter Musik" in Stockstadt kennen und schätzen gelernt. Seine Instrumente sind in allen Lagen sehr gut spielbar und unproblematisch. Beeindruckend ist das sehr gute Preis-Leistungsverhältnis. Besonders der Klang der tief gestimmten Instrumente ist wirklich wunderschön. Für zwei meiner Schüler habe ich solche Instrumente erworben (Bressan a=415Hz), die mir so gut gefielen, dass ich mit mittlerweile schon zwei Blockflöten für mich gekauft habe.

Zum einen ist es eine Kopie nach Stanesby (a=440Hz). Das ist nun meine Unterrichtsflöte. Ihr Klang kommt leider nicht an die tief gestimmten Instrumente heran, ist aber doch erstaunlich tragfähig. Es ist aber leider so, dass ich bisher trotz langer Suche nirgends eine hohe Blockflöte gefunden habe, die es an Qualität mit den tief gestimmten aufnehmen kann. Richtige Blockflöten gibt es nur mit a=415Hz oder tiefer. Einem weiteren Schüler habe ich eine Bressan-Flöte in a=440Hz besorgt. Ich muss voller Neid gestehen, dass diese besser ist als meine Stanesby.
Hinzugekommen ist noch eine Bressan-Flöte (a=415Hz).

"Ganassi-Blockflöten" von Bodil Diesen

Ich wollte schon immer eine Ganassi-Blockflöte in g' haben. Ob es nun historisch korrekt ist oder nicht - viele Variationen von Van Eyck klingen auf einer g'-Flöte schöner als auf einer Diskantflöte. Nun habe ich mir eine gegönnt - und zwar mit zwei Mittelstücken in a=466 und a=440Hz. Ob Guido Klemisch mit diesen Kopien von Bodil Diesen einverstanden wäre? Ich finde den Klang wunderbar. Er ist weich, dennoch sehr kräftig aber nie schreiend. Mir gefiel die Flöte so gut, dass ich noch eine Diskantflöte mit zwei Mittelstücken dazu kaufte - zu einer Zeit, da die Schimmel-Ganassi nicht klingen wollte. Das ist nun aber Dank Guido Klemisch Vergangenheit und nun habe ich zwei Ganassi-Disakantflöten.

Traversflöten von Alain Weemaels

Seit einiger Zeit befasse ich mit Traversflöten, bisher, das möchte ich nicht verschweigen, allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Ich habe die Bilder nur der Vollständigkeit halber hier aufgenommen.

So, meiner Eitelkeit ist nun genüge getan. Ich hoffe aber, dass auch ein Fünkchen Information in diesem Artikel steckt und auch, dass ich ein wenig meine Faszination an Blockflöten vermitteln konnte.